Kleingartenanlage „Erholung“ e.V.
Chronik

Teil 1: Von der Gründung bis zur Wende 

Am Anfang war es nur eine „wilde“ Fläche entlang der Drausnitzer/ Ecke FalkstätterStraße in Kaulsdorf Süd, was einmal die Wochenendsiedlung„Erholung“ werden sollte – an drei Seiten von Siedlern und einer Seite Wald begrenzt. Die Fläche –ca. 2 ha groß – war uneben, es gab Bombentrichter und Wildwuchs. Es hatten sich im Laufe der Jahre Holunderbüsche, Flieder, wilde Pflaumenbäume und allerlei Wildpflanzen angesiedelt.


An einer Außenseite standen Weiden, die heute 80Jahre alt sind - damals zur Entwässerung gepflanzt. Jahrelang hatten die Anlieger Müll und Asche auf dem Gelände entsorgt. So wurden bei derUrbarmachung neben Hausrat alte Fahrräder und Nähmaschinen gefunden und entsorgt,aber auch leere Granathülsen.



Vom Abzweig Scharnauer Str. - dem jetzigen Haupttor – bis zur späteren Parzelle 1 war ein zum Teil mit Bitumenresten / Guß­asphalt versehener Fußweg angelegt worden, der von den späteren Nutzern teils mit Spitzhacke entfernt werden musste, teils diente er als Fundament für den Laubenbau.


Dieses Gelände wurde 1979 „uns“, d h. den Werktätigen des VEB Elektrokohle Lichtenberg ( EKL) vom Stadtbezirk Lichtenberg übergeben. Die Eigentümerfrage stellte sich bis zur Wende nicht.

Als Mann der ersten Stunde ist  Kollege Rossoll zu nennen, der im EKL beschäftigt und in der Betriebsgewerkschaftsleitung Beauf­tragter für Naherholung war, gleichzeitig Mitglied im Vorstand des VKSK (Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter) Lichtenberg. Kollege Rossoll hatte auch in der Anfangsphase in allen Belangen „den Hut auf“. Von April 1979 an verordnete er allen erst einmal Gemeinschaftsarbeit. Auf dem Gelände der späteren Parzelle 19 wurde ein Gemeinschaftsschuppen von ca 20 qm Grundfläche errichtet, in dem Schaufeln, Hacken, Spaten wie auch Zement, Dachpappe, Zaunmaterial u.a. gelagert sowie eine Möglichkeit zum Umkleiden geschaffen wurde.


Es wurde um die gesamte Anlage ein Behelfszaun gezogen, der einige zu öffnende Stellen (verschieb­bare Gatter) hatte, sodass dort später LKW auf das Gelände fahren konnten. Wichtig war das Verschließen der Gesamtanlage auch, da diagonal über unser Gelände ein alter Wildschweinpfad führte.

In Verantwortung von Kollege Rossoll ist auch die Gesamtfäche parzelliert worden.Aus Anlage 1 ist ersichtlich, dass auch ein „Kulturhaus mit Terrasse“und ein Kinderspielplatz geplant waren; beide Projekte wurden später wegen Materialmangel verworfen und es entstanden die Parzellen 37, 38 und 39. Auchdie Parzellen 40 und 41 gab es noch nicht. Doch davon später. Die Vergabe der Parzellen an die ersten Nutzer erfolgte am 16.07.1979 -Anlage 2- in einer quasi Gründungsversammlung in Karlshorst. Damit entstand die Wochenendsiedlung „Erholung“, aus der sich die heutige Klein­gartenanlage„Erholung“ e.V. entwickelte. 

Anfangs wurde als Vorsitzende Frau Helga Braun eingesetzt, die aber bald aus persönlichen Gründen die Parzelle aufgab, danach wurde Gartenfreund Erich Kommrowski zum Vorsitzenden ernannt. Da noch kein Vereinskonto existierte, hatte er sich so beholfen, dass er ständig einen Karton mit sich herumtrug und daraus die notwendigen Ausgaben beglich und Gelder vereinnahmte.)


Erste Parzellierung unserer Kleingartenanlage


Nutzungsvertrag von 1979

Mitgliedsbuch

Viele Bewerber für eine Parzelle gaben bereits auf, als von jedem künftigen Kleingärtner ein „Eintrittsgeld“ (Umlage zur Vorfinan­zierung) in Höhe von 600 Mark abverlangt wurde.

Von den anfänglichen Nutzern sind heute nur noch knapp 50 % auf der Anlage.

Ehe sich jeder voll seiner eigenen Parzelle widmen konnte, war noch eine große Gemeinschaftsarbeit zu leisten: Im Bereich der Parzellen 20,22,28,29,30 und 31 waren besonders tiefe Bodensenken vorhanden. Hier wurde organisiert, dass 350 m³ Aushubboden von EKL, der eigentlich nach außerhalb von Berlin gefahren werden sollte, auf unserer Anlage abgekippt wurde (50 LKW mit je 7 m³ ). Der Füllboden wurde von Gfrd. Joachim Geese und einem anderen Kollegen mit dem betriebseigenem Frontlader „Fadroma“ verteilt. Dieser Fadroma wurde auch eingesetzt zum Auskoffern einiger Hauptwege und anschließendem Verfüllen mit Brennereiabrisssteinen aus EKL zur besseren Befahrbarkeit bei Anlieferung von Baumaterial. Hier muss die besondere Initiative des Gfrd. Werner Prescha herausgestellt werden.


Das nächste Problem war die Beschaffung von Gartenlauben bzw. Bungalows. Zur Erinnerung sei noch einmal gesagt, dass bekanntlich in der DDR Planwirtschaft herrschte und im laufenden Fünfjahresplan keineswegs Material für unsere Gartenanlage eingeplant war, seien es Lauben oder Material für Wasser- und Stromleitungen. Es musste vieles durch Beziehungen beschafft werden.

Jeder half, so gut er konnte, auch entsprechend seiner betrieblichen Tätigkeit oder Stellung. Improvisation war groß geschrieben. Die meisten entschlossen sich, einen Fertigbungalow zu bestellen bzw. zu besorgen. Nur wenige wagten einen Eigenbau. Zunächst wurde von den meisten als erstes ein Geräteschuppen zusammengezimmert. Die ersten Bungalows wurden z.T. durch den Kollegen Rossoll über den VKSK beschafft; andere durch Privatinitiativen. Telefonate republikweit mit den Baustoffversorgern, z.T. über die Investab­teilung im EKL. Auch um den Antransport musste man sich manchmal selbst kümmern: So hat z.B. Gfrd. Jörg Hesse den Antransport von 3 Bungalows aus Schwerin organisiert.Bei einem Bungalow fehlten Teile, den dann keiner haben wollte – bis ihn Gfrd. Werner Temme übernahm und die fehlenden Teile hat im EKL nachbauen lassen. 

Besonders erschwerend war anfangs das Fehlen von Wasser und Strom, vor allem für den Bau der Fundamente bzw. Deckplatten. 


Nicht jeder konnte oder wollte sich Fertigbeton anliefern lassen (auch den zu bekommen war nicht immer einfach); viele ließen sich vom benachbarten Bauunternehmer Schulz ein bis zwei LKW-Ladungen Kies anfahren und organisierten Zement. Der Siedlerbedarf Köpenicker Str. gab nur 3 Sack pro Person ab. Wer kein Auto hatte, holte sich das Kontingent mit der Schubkarre ab. Man borgte sich einen Mischer oder mischte von Hand in einer Karre. Wasser wurde zuerst über einen provisorischen, vom Gfrd. Norbert Bowe gebauten Brunnen auf der heutigen Parzelle 27 B mittels einer Handpumpe gewonnen. Das danach verwendete Standrohr mit Hydrantenanschluss stand außerhalb des Geländes nahe Parzelle 1, wechselseitig nahe Parzelle 8. Dazu waren Wasserschläuche von bis zu  60 m privat angeschafft worden. Da die Schlauchleitungen nicht immer dicht  waren, stand der Anschlussweg „An der Wuhle“ eigentlich ständig unter Wasser, sehr zur „Freude“ der anliegenden Siedler. Einige buckelten das Wasser wie zu alten Zeiten Eimer für Eimer zur Parzelle. Der Wasserverbrauch wurde nach Rechnung der Berliner Wasserbetriebe BWB pauschaliert auf jede Parzelle umgelegt. Mit Strom waren anfangs viele Altanwohner behilflich. Für nicht geübte Häuslebauer ergab sich ein weiteres Problem: Wie vermesse ich richtig und wie baue ich eine ordentliche Verscha­lung? Da war in den Jahren später oft das Ausbügeln von Schönheitsfehlern erforderlich. Die ersten „Hütten“ standen 1980 .

Wer zuerst gebaut hat, zu dessen Parzelle konnten noch die LKW das Material direkt anliefern – über die noch unbebauten Flächen hinweg. Wer nicht wollte, dass ständig LKWs über seine Parzelle fuhren, hat dann eine Hecke gepflanzt.

Unsere Anlage zeichnet sich in ihrer Vielfältigkeit dadurch aus, dass erstens verschiedene Bauausführungen bis 40 qm Grundfläche zugelassen wurden (GL14, GL19, B22, B26, B34, B36, Suhler Jagdhütte, u.a.) und dass es zweitens keine Vorschriften hinsichtlich des Ortes der Aufstellung innerhalb der Parzelle gab (außer natürlich der Bauabstand zur Nachbarparzelle). Diese Freizügigkeit der Aufstellung brachte es auch mit sich, dass bei zwei Gartenfreunden die Terrassen so gebaut wurden, das man sich beim Kaffeetrinken zusehen konnte - solange die Hecken noch nicht hoch genug waren.

Parallel zu den Baumaßnahmen wurden die Parzellen Schritt für Schritt urbar gemacht. Einige der Büsche auf dem Gelände blieben vorerst als Vogelschutzhecken stehen. Noch heute schwärmen die Nutzer der „ersten Stunde“ von den Riesenerträgen an Erdbeeren, Tomaten und anderem aufgrund des ausgeruhten Bodens. Noch eine Kuriosität aus der damaligen Zeit: Fam. Hohlfeld hatte sich aus dem Westen Zucchinisamen schicken lassen. Bei der Ernte dieser Früchte wurden sie angesprochen: „Oh, was sind das für große Gurken...“.                                                 

Ende 1981 wurden für die Ringwasserleitung die Gräben mit einem Kleinbagger und per Hand ausgehoben.

1982 wurde mit der Verlegung von Wasserrohren rumänischer Herkunft begonnen, die uns EKL zur Verfügung gestellt hatte, ebenso die erforderlichen Fittinge. Wie sich später herausstellte, hatten leider viele rumänische Rohre Lunker/ Lufteinschlüsse, so dass bereits 1991 erste Leckstellen auftraten. Von den BWB wurden die notwendigen Ventile und Schieber beschafft. Nachdem die Rohre verschraubt waren, wurden sie kräftig durchgespült– sehr zum Ärger der BWB, da die Hauptwasseruhr zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingebaut war. Nur mit Mühe konnte ein kräftiges Bußgeld der Wasserbetriebe abgewendet werden. Um den Anschluss an das städtische Wassernetz zu realisieren, musste der zuständige Netzmeister der Wasserbetriebe erst einmal mit einer Flasche Whisky aus dem „Delikat“ von der Notwendigkeit überzeugt werden. Für den Anschlus stellte die BWB nur die Arbeitskräfte. Die Anschlusssteile haben wir nur bekommen, weil ein Mitarbeiter der EKL-Investabteilung uns eine LVO (Landesverteidigungsobjekt)-Bescheinigung ausstellte. Besondere Initiative beim Objekt Ringwasserleitung haben die Gfrde. Otto Herfurt und Dietmar Harndt und vor allem Norbert Bowe gezeigt. Gfrd. Bowe hat durch Bereitstellung der Werkzeuge (Pionier, Kluppe und Fittinge) und sein Können manch einem Nutzer mit Rat und Tat zur Seite gestanden. In den späteren Jahren erfolgte der Bau von Absperrgruben, die fast ausschließlich durch die Gfrde. Rainer Zolldan und Peter Wilczek gemauert wurden. 

1982 wurde auch ein weiteres Problem in Angriff genommen: das Abwasser. Besondere Initiative ging dabei von Gfrd. Helmut Wehrstedt aus. Die meisten bauten sich Kleinkläranlagen (mit Untergrundverrieselung), die schon damals von der staatlichen Bauaufsichtgeprüft und abgenommen wurden. 

Natürlichwurde auch gemeinsam gefeiert. Der erste große Höhepunkt war das Gartenfest1984. Hier organisierten die Gfrdn. Doris Jagst und Petra Lösche ein Kinderfestmit Kremserfahrt . 

1985 wurde ein stabiler Außenzaun gesetzt (an dem dann auch eine Außenbepflanzungmit Haselnuss-Sträuchern erfolgte, organisiert von Gfrd. Jörg Hesse). Es wurden11 t Betonpfähle gekauft und nun das Problem: Wie kommen diese zu unsererAnlage? Da ein LKW nur über einen Betrieb bestellt werden konnte, lief erneut alles über EKL. Ein direkter Kontakt zum Transporthof war nicht möglich.

Als dann plötzlich ein LKW mit Betonpfählen auf der Anlage stand, organisierte Gfrd. Otto Herfurt spontan einen Autokran und für einen Kasten Bier wurde die Ladung „gelöscht“. Zwischenzeitlich wurden wir erst dem VKSK Marzahn, später Hellersdorf zugeordnet, der vom Vorstand u.a. eine Gartenordnung abforderte, die vom Gfrd. Rudi Hartmann, seit 1986 zum  1.Vorsitzenden gewählt, erarbeitet wurde. Vom VKSK wurden wir auch aufgefordert, unsere Erträge zu dokumentieren und dem Verband zu melden. Anfangs wurden 50 kg Obst und Gemüse pro 100 qm gefordert, später sogar 100 kg pro 100 qm. Mit kreativer Erfassung wurden vom Vorstand die Erträge weitergemeldet. Aus heutiger Sicht kurios mutet auch ein Tagesordnungspunkt einer Vorstandssitzung 1988 an: „Aus aktuellem Anlass ist die Benutzung von Luftgewehren in der Anlage verboten.“ Als vorerst letztes großes Grundanliegen stellte sich der Aufbau einer Elektro-Anlage dar.

Der erste Antrag wurde bereits 1980 gestellt, weitere in den Jahren darauf, die alle abgelehnt wurden. Die Zustimmung erfolgte erst Ende 1986, so dass nach Erarbeitung des Projektes 1987 mit der Realisierung begonnen wurde.

Die Ausschachtung der Gräben erfolgte mit Unterstützung sowjetischer Streitkräfte unter Regie von Gfrd. Karl-Heinz Buchholz. Die Kabel- und Installationsarbeiten realisierte die Brigade Schönemann vom Betrieb Energieversorgung Berlin. Nahe Parzelle 1 wurde auf dem Außengelände das Verteilerhaus/ Elektroübernahmestation gebaut. Im Mai 1988 war die Anlage fertig. Es wurde eine Energieabnahmeordnung erarbeitet und am 28.05.1988 wurden die Parzellen angeschlossen und mit der vorhandenen Spannung 3x120 Volt (altes Netz mit 3x220 V Drehstrom) mit automatischer Leistungsabnahme je Parzelle von 0,5 KW in 4-Punkt-Abnahmestationen versorgt. Auf Grund der geringen Leistung waren unter Nachbarn Absprachen erforderlich, wer wann z.B. Rasen mäht. Zum Kochen wurde weiterhin meist Propangas genutzt. 1989 erfolgte die erste verbrauchsabhängige Abrechnung für die einzelnen Parzellen. In diesem Jahr wurden auch die 10 E-Verteilerkästen z.T. mit Abdeckhauben versehen. Betreffs E-Anlage besonders hervorzuheben sind die Aktivitäten der Gfrde. Günter Winkler, Otto Herfurt, Reinhard Schulz und Helmut Wehrstedt. Erst 1989 konnte mit dem Einbau der individuellen Wasseruhren auf den Parzellen der Wasserverbrauch exakt zugeordnet werden. Schließlich wurde im gleichen Jahr noch das Müllhaus gebaut. 1989 wurden wir aufgefordert, um den Titel „Staatlich anerkanntes Naherholungsgebiet“ zu kämpfen. Und dann kam die Wende...             Zuvor noch eine Begebenheit: Wie viele andere ging auch eine Familie aus unserer Anlage im Mai 1989 in den Westen. Nach der Wende Ende 1989 hat Gfrd. Heinz Krause beim VKSK Hellersdorf nachgefragt, ob sie Ihre Parzelle wiederhaben könnten. Der dortige Gfrd. war erstaunt wegen der Anfrage – da der Vorstand der KGA „Erholung“ die Parzelle beim VKSK nicht frei gemeldet hatte, gab es somit kein Problem bei der weiteren Nutzung durch Familie Krause.  Da das Erinnerungsvermögen von uns Mitgliedern nach 30 Jahren etwas eingetrübt ist und vieles in der ersten Zeit ohne Protokollierung des Vorstandes gelaufen ist, ist im ersten Teil eher von einer Geschichte des Vereins als von einer Chronik zu sprechen. Trotz zahlreicher Recherchen sieht vielleicht der eine oder andere Nutzer Einzelheiten etwas anders – bei strittigen Fragen ist hier die Mehrheitsmeinung dokumentiert. Abschließend noch eine Aussage unseres 1. Vorsitzenden Erich Kommrowski: In den Anfangsjahren ging es zu wie in dem DEFA-Film „Spur der Steine“ - wohl wahr.


Teil 2:  Von 1990 bis 2010

1990 hatte erst jeder mit sich selbst zu tun, EKL und andere Institutionen gingen den Bach hinunter, viele mussten sich um eine neue Arbeit bemühen, andere wurden frühverrentet. Aber die offenen Grenzen und die Deutsche Mark brachten auch neue Möglichkeiten: Reisen und speziell für uns Kleingärtner endlich das Baumaterial und die Heimwerkergeräte zu kaufen, die lange ersehnt waren.

Bald gab es den VKSK nicht mehr. Wir wurden Mitglied des Bezirksverbandes (BV) der Garten- und Siedlerfreunde Hellersdorf und sind ab 1991 dem BV als Unterpächter mit Unterpachtvertrag anstelle des bisherigen Nutzungsvertrages unterstellt. Einigen wurde die Parzelle zu eng. Sie kündigten und bauten sich ein Wohnhaus mit Garten, in dem sie ohne Beschränkungen schalten und walten konnten.

Am 26.09.1992 trat die Satzung der KGA „Erholung“ e.V., also unsere Geschäftsordnung in Kraft, erarbeitet vom neuen Vorstand unter Leitung von Gfrd. Günter Winkler. Am 06.12.1993 erfolgte die Aufnahme unserer KGA ins Vereinsregister als eingetragener Verein. Ziel des Vereins war die Pflege und Förderung der kleingärtner­ischen Nutzung zu ausschließlich gemeinnützigen Zwecken, also keine Förderung der Freizeitgestaltung, der Erholung, der Geselligkeit. Die Gemeinnützigkeit musste alle drei Jahre gegen­über dem Finanzamt nachgewiesen werden. Die Gartenordnung des BV war verbindlich und musste umgesetzt werden: Das betraf z.B. die Beschränkung der Höhe der Hecken an den Innenwegen, Beschränkung der Anzahl der Nadelgehölze, Anlegen eines Kompost, Verbot des Parkens von Pkw in der Anlage.                                                                              

Nun wurden wir auch mit der Frage des Eigentums von Grund und Boden konfrontiert. Laut Grundbuch war ein 2/3 großes Flurstück in privater Hand (Erbengemeinschaft) und das restliche Drittel landeseigen. Die Privathand war bestrebt, ihr Gelände an die Pächter zu verkaufen. Der BV lehnte ab, da die KGA durch Kaufin­teressen einzelner zerstört worden wäre. Das ständige Ziel des Vorstandes war, den Status einer Dauerkleingartenanlage und damit Sicherheit für unsere Kleingärten zu erreichen.


Soweit unsere finanziellen Mittel reichten, ging es mit unserer technischen Ausstattung voran: 1993 wurde unser Netz auf 3 x 220 V Drehstrom umgestellt. Damit standen jedem Pächter 16 A Anschluss­leistung zur Verfügung.                                                                                              

Infolge der verstärkten Laubeneinbrüche ab 1993 wurden Rundgänge auch in den Wintermonaten beschlossen, und an den 10 E- Ver-teilerkästen je eine Mastlampe mit einzelner Helligkeitssteuerung anzubringen (Realisierung in Eigenleistung 1994).                                    

Seit Anfang der 90er Jahre sind in der Ringwasserleitung Lecks aufgetreten, die immer wieder operativ durch Teilersatz von Rohren beseitigt wurden; 1996 und 1998 wurden weitere Wasserleitungs­schächte gebaut, um durch wechselseitiges Abschiebern die Lecksuche und -beseitigung zu erleichtern. Erst ab 2004 waren die finanziellen Mittel vorhanden, um ein grundsätzliche Lösung zu realisieren.                           

Zu erwähnen sei noch, dass – heute vielleicht belächelt – 1992 ein Gemeinschaftshäcksler und 1994 ein Notruftelefon (Handy) ange­schafft wurden. Vom Vorstand wurden immer wieder Gartenbegehungen durchgeführt, um auf die Einhaltung der Satzung und speziell die kleingärtnerische Nutzung hinzuweisen. Für die Sauberkeit am Müllplatz ist besonders der Einsatz von Gfrd. Karl Pagel hervorzuheben, der 1999 eine Ordnung zur Trennung und Entsorgung von Abfällen erarbeitete und auch Kontrollen durchführte. Zuvor war die Mülltrennung durch Aufstellung entsprechender Container möglich geworden.                                                                                                   

Die Hauptarbeit im Jahr 2000 war die komplette Erneuerung unseres Außenzaunes. Dabei wurden die vorhandenen Betonpfähle mit Zement gestrichen, zwischen den Pfählen Kantensteine gesetzt, die privaten Außentore beseitigt und der Maschenzaun komplett erneuert.

Ein Teil der finanziellen Mittel wurde uns vom BV zur Verfügung gestellt. Besonders erwähnenswert ist der persönliche Einsatz des für bauliche und technische Maßnahmen verantwortlichen Vorstands­mitgliedes Gfrd. Otto Herfurt.


Als weitere Baumaßnahme im gleichen Jahr ist die Sanierung der Hauptwassergrube zu nennen (Tropfwasserschutz, Wärmeisolierung,
Belüftung). Am 29.06.2001 wurde mit der Wahl eines neuen Vorstandes Gfrd. Lothar Friedhoff unser 1. Vorsitzender.

Im nächsten Jahrzehnt wurden große bauliche Veränderungen realisiert, die nur möglich waren, da der BV Hellersdorf uns finanziell aus dem Gemeinnützigkeitsfonds unterstützte.



2003 wurde unserer KGA die Fläche von 832 qm Pachtland zugespro-
­chen, das bisher von Privatanliegern in Form einer hohen Thujahecke
zur Abgrenzung genutzt wurde. Damit hat unsere Anlage nun eine
Größe von 21.959 qm.  Das Bild zeigt eine Luftbildaufnahme aus dem Jahr 2003.Zur Vorbereitung der Nutzung wurden Arbeitseinsätze zur Entfernung der Hecke und dem anschließenden Schreddern der Reste durchgeführt.

Parzellenbelegung bis heute

Luftbildaufnahme von 2003

Bevor unsere neuen Parzellen 40 und 41 vergeben werden konnten, waren noch der Zugangsweg zu diesen Parzellen zu verbreitern und eine Elektro- und Wasserleitung bis zuden Parzellengrenzen zu legen.

Ein Problem,

was hier und auch später immer wieder auftrat: Nicht jeder

Gartenfreund war zur Teilnahme an Arbeitseinsätzen breit; einzelne

mussten oftmals angemahnt werden.

Die Wasserverluste wurden immer höher; die Lecks konnten auch von
einem Gutachter nicht geortet werden, so dass der Beschluss
gefasst wurde, ab 2004 in ca 80 cm Tiefe eine neue Ringwasser-
­leitung aus Plastikrohren zu verlegen (das alte Rohrsystem wurde im
Boden belassen) – zunächst in einem 1.Teilstück, realisiert von der
Fa. Baum. 

Das System wurde bis zu den Schiebern der einzelnen
Parzellen erneuert. Dabei wurden die Schachtarbeiten in Eigen-
­leistung erbracht. Besonders hervorzuheben sind hier die
Aktivitäten des Gfrd. Heiko Hafemann, der einen Minibagger
organisierte und bediente, ebenso wie Gfrd. Frank Müller.

Die Arbeiten wurden 2005 mit dem 2.Teilstück fortgesetzt

und 2006 mit dem 3.Bauabschnitt beendet. Zu diesem Komplex gehört auch der Einbau neuer Wasseruhren und deren Verplombung auf den Parzellen, was 2007 erfolgte.

Bis 31.12 2006 hat auch jeder Parzelleninhaber sich eine abflusslose

zertifizierte Abwassergrube bauen lassen.



2007 wurde der Hauptweg in der Nähe des Eingangsbereiches neu
gestaltet, auch hier mit finanzieller Unterstützung des BV Hellersdorf.

Und hier der neue Hauptweg

Der Vorstand hatte ständig die Erfüllung der Vorgaben zur klein­gärtnerischen Nutzung und die Einhaltung der Bauvorschriften zu kontrollieren.

Der Gartenfachberater Gfrd. Axel Kuhrmann erarbeitete eine neue Gartenordnung und erfasste auf den einzelnen Parzellen die Daten zur kleingärtnerischen Nutzung, auf deren Basis jeder Gartenfreund eine Richtschnur für seine weitere gärtnerische Tätigkeit hatte. Aber es ging vielen unserer Gartenfreunde nicht nur um die Eigenversorgung mit Obst und Gemüse, sondern sie wollten auch einen Beitrag zur Erhaltung und zum Schutz der Natur leisten. Dank vieler Nisthilfen, Insektenhotels, Totholzhaufen und einiger Gartenteiche wurde die Möglichkeit für die Fortpflanzung von Singvögeln, Igeln, Kröten, Molchen, Libellen, Hummeln, Schmetterlingen und anderem geschaffen. Fast jährlich hatten wir einen Stand zum Hellersdorfer Verbands- ­oder Umwelttag zu gestalten und zu betreuen. Die eingenommenen Gelder aus dem Verkauf von Obst und Gemüse wurden an gemeinnützige Einrichtungen gespendet. 

Nach der jährlichen Mitgliederversammlung Ende Mai/ Anfang Juni des Jahres wurde regelmäßig ein Gartenfest organisiert, das immer wieder andere Höhepunkte hatte, so z.B. einmal einen Lampionumzug, ein anderes mal eine Tombola mit gespendeten Sachwerten (ein Fahrrad als Hauptgewinn!). Der Abend klang oft mit einem Lagerfeuer aus. Durch diese Gartenfeste hat sich auch das gutnachbarliche Zusammenleben gefestigt.

2006 errichtete Gfrd. Lothar Friedhoff eine Internetseite für unsere KGA. Das computergestützte System für die Erstellung der Jahresabschlüsse und finanzielle Abrechnung für die einzelnen Parzellen - 1998 von der Gfrdn. Lilo Gocksch eingeführt –wurde 2004 von den Gfrd. Rudi Hartmann und Otto Herfurt auf Excel umgestellt und 2007 von den Gfrd. Simone Severin und Lothar Friedhoff weiter verbessert. Es erfolgte die Aufstellung der Bankläufe in einzelnen Monatstabellen, die dann als Grundlage für einen Finanzstatus dienten. Ziel ist es, eine Vorausschau über die voraussichtlichen Einnahmen und Ausgaben zu haben. 

Auch kleinere Aktivitäten sollen hier nicht unerwähnt bleiben, so das Anbringen eines neuen Schaukastens und die Gestaltung eines neuen Vereinsschildes auf der Basis des Vorschlags von Gfrd. Rainer Zolldan; weiterhin die Instandhaltungsarbeiten am Müllhaus und den Eingangstoren. 

Und nicht zuletzt hat sich auch der Zustand der Parkfläche entlang der DrausnitzerStraße verbessert. Nachdem 2005 neue E-Zähler eingebaut wurden, erfolgte 2009 die Prüfung der E-Anlagen auf den Parzellen durch die Fa. Impe. Das bisher letzte große Bauvorhaben wurde 2008 vorbereitet und 2009 realisiert: der Bau unseres Vereinshauses. 


Nach einiger anfänglicher Skepsis sind jetzt immer mehr Gartenfreunde von dem Nutzen dieses Hauses überzeugt: Es dient der Verbesserung der Arbeit des Vorstandes (Durchführung von Vorstandssitzungen, Zentralisierung der Unterlagen des Vereins, zentraler PC), ist ein Anlaufpunkt für alle Mitglieder des Vereins und ein zusätzlicher Raum für Gartenfeste.                                                                                                  

Auch im Jahr 2010 mussten wieder neue Verordnungen und Richtlinien vom BV Hellersdorf umgesetzt werden. Es wurde ein Wasserfonds und ein Investitions- und Reparaturfonds eingerichtet, um bei unerwartet eintretenden Schäden sofort eine finanzielle Absicherung des Schadens zu ermöglichen. Außerdem war der Abschluss von Unterpachtverträgen zur Nutzung von Elektro- und Wasseranlagen in der KGA erforderlich. 

Gfrd. Rüdiger Hohlfeld hat im Auftrag des Vorstandes beim Katasteramt recherchiert, wie groß unsere Vereinsfläche exakt ist.   



Außerdem erfolgte durch Gfrd. Lothar Friedhoff eine Überarbeitung unserer Satzung mit Beschluss durch die Mitgliederversammlung.                                                                  

An dieser Stelle soll auch an all die namentlich nicht erwähnten Gartenfreunde erinnert werden, die bei Gemeinschaftsarbeiten einfach zupackten, wenn es erforderlich war. Außer den bereits genannten Gartenfreunden sind noch die Gfrd. Hartmut Baugatz, Bernd Clemens, Werner Jagst,Peter Mirr, Peter Prysiaschnik und Werner Temme besonders hervorzuheben.                                                                               

Abschließend sei die rhetorische Frage gestattet: Was hat uns Nutzer/ Pächter eigentlich bewogen, sich eine Parzelle anzuschaffen und sie so lange zu behalten? Eine Gartenfreundin hat das so ausgedrückt: Anfangs, zu DDR-Zeiten, hatte man immer einen Ort, wo man hinfahren, sich erholen konnte und einen Ort für die Kinder. Auch wusste man bei dem geernteten Obst und Gemüse, was man isst; vor allem, wenn man ökologisch wirtschaftete. Es ist auch der Stolz, so etwas geschaffen zu haben.

Auch jetzt nach 30 Jahren ist es ein Ort, wo man sich wohl fühlt. Und wir haben den Wunsch, dass es noch lange Zeit so bleibt.

Dem ist nichts hinzuzufügen.


Teil 3: 2010 bis zur Gegenwart


Für die Fortführung der Chronik müssen noch viele Gespräche geführt werden.